Der diagnostische Weg – ein Puzzle

Es gibt keinen einzigen Test und keine einzelne Untersuchung, mit denen alleine die Diagnose ADS/ADHS möglich wäre – und schon gar nicht in 5 Minuten.

Die Diagnostik kann wie ein Puzzle verstanden werden und muss somit verschiedene Teile berücksichtigen. Zusammengesetzt jedoch ergeben sie ein Ganzes. Einen Überblick darüber können Sie sich hier verschaffen.

Wie Sie wissen ist ADS/ADHS eine neurobiologische Störung, also eine angeborene und nicht im Lebenslauf erworbene Störung,  die manch anderes Problem oder auch manche Krankheit hinter sich herziehen kann. Wenn jemand nur manchmal unaufmerksam und vergesslich ist, oder nur etwas chaotisch oder nur manchmal bei viel Stress aus der Haut fährt, ist das kein ADS/ADHS. Man kommt dann natürlich auch gar nicht auf die Idee, zum Arzt oder Psychologen zu gehen, um sich untersuchen zu lassen.

Wenn aber die Problematik zu einer erheblichen persönlichen Einschränkung führt und man darunter leidet, sucht man Hilfestellung.

Unsere Aufgabe ist nun mit Ihnen zusammen festzustellen, ob es sich noch um eine „Variante des Normalen Verhaltens“ oder schon um die Diagnose „ADS/ADHS“ handelt.

Es sind folgende Puzzleteile, die wir dafür besonders berücksichtigen:

  • Die bisherige Lebensgeschichte mit all ihren Hochs und Tiefs (biografische Anamnese)
  • Das Wie und Wann der Entwicklungsschritte
  • Das Verhalten in verschiedenen Situationen (Schule, Arbeitsstelle, Zuhause, …)
  • Das Beleuchten von günstigen und ungünstigen Bedingungen, die die ADS/ADHS-Problematik kompensieren, negativ oder auch positiv beeinflussen können
  • Die bisher genutzten Kompensationsstrategien
  • Die konkreten Arbeits- und Handlungsstrategien (z.B. beim Lösen von Aufgaben)
  • Das Ergebnisprofil der psychologischen Testungen
  • Die neurologisch-psychiatrischen Untersuchungen
  • Die neurophysiologischen Untersuchungen wie zum Beispiel die Messung der elektrischen Hirnaktivität (EEG) und unter anderem der evozierten Potenziale (EP)
  • Die Abklärung eventuell vorhandener Komorbiditäten

Auf dem Weg zur Diagnose müssen die Puzzlesteine zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Das verhindert, dass zu schnell einzelne Verhaltensaspekte in eine „Diagnose-Schublade“ gesteckt werden. Erst durch ein umfassendes Bild der ADS/ADHS-spezifischen Probleme, der Lebenssituation und der individuellen Fähigkeiten können eine fundierte Diagnose und damit auch eine individuelle Therapieplanung gelingen. Ein solches Vorgehen hilft dabei, dass ADS/ADHS nicht in den Verruf einer Modekrankheit gerät und dass nicht jeder, der vielleicht etwas hektisch, manchmal aufbrausend und chaotisch ist, gleich die Diagnose ADS/ADHS angeheftet bekommt.

Wie man schon alleine an dieser Auflistung sehen kann, benötigt eine solch gründliche Untersuchung natürlich seine Zeit und muss geplant werden.

Aus diesem Grund können wir nur Termine vergeben, nachdem sich der Patient zuvor mit einem Fragebogen bei uns angemeldet hat. Üblicherweise benötigen wir zwei Vormittagstermine (jeweils ca. 3-4 Stunden) für die Testungen und Untersuchungen sowie einen weiteren Termin zur abschließenden Besprechung sämtlicher Ergebnisse (ca. 1 Stunde).