Schwindel

Unser Gehirn erhält Informationen aus verschiedenen Systemen:

  • dem visuellen System (Augen, Hirnstamm)
  • dem vestibulären System (Innenohr, VIII. Hirnnerv, Leitungsbahnen ins Kleinhirn)
  • dem so genannten propriozeptivem System (Teil des Nervensystems, das uns zum Beispiel über Gelenkstellung, Körperstellung, Tiefensensibilität informiert)

Kommt es hier zu widersprüchlichen oder unzureichenden Informationen, entsteht Unsicherheit oder Schwindel. Grob unterscheiden wir deshalb mehrere „Schwindelformen“.

Drehschwindel
Der Drehschwindel (wie im Karussell) entsteht meist infolge einer Störung des vestibulären Systems, also des Innenohrs und der ins Gehirn führenden Bahnen des VIII. Hirnnervens. Der Betroffene hat das Gefühl, dass die Bilder vor seinen Augen immer in einer gleichen Richtung ruckartig weglaufen. Dieses Phänomen nennt man „Nystagmus“ und kann von einem sorgfältigen Beobachter in Form von unwillkürlichen ruckartigen Augenbewegung im Moment des heftigen Schwindels beobachtet werden. Häufige Krankheitsbilder mit Drehschwindelattacken sind:

  • der gutartige paroxysmale Lagerungsschwindel
  • der entzündliche einseitige Ausfall eines Innenohrs, oft im Rahmen eines Virusinfektion (Neuropathia vestibularis)
  • die Menièrsche Krankheit, bei der es gehäuft zu anfallsartigen Drehschwindel mit einseitigen Ohrengeräuschen (Tinnitus) kommt und die über die Jahre hinweg oft zu einer fortschreitenden Schwerhörigkeit des Betroffenenohres führt

Seltene Ursachen sind lokalisierte Schlaganfälle, Tumoren oder Entzündungen wie zum Bsp. bei der Multiplen Sklerose.

Schwankschwindel
Ein Schwankschwindel (Taumelgefühl) wird eher durch eine diffuse  Störung der Hirnzentrale zum Beispiel in Folge von Durchblutungsstörungen oder durch Medikamentennebenwirkung hervorgerufen. Er tritt in der Regel weniger anfallsartig attackenartig als eher beständig auf. Als normales Phänomen entsteht  er kurz nach zu schnellem Aufstehen oder bei zu niedrigen Blutdruckwerten.

Es ist nicht immer einfach davon den häufig vorkommenden „phobischen Schwankschwindel“ abzugrenzen, bei dem es sich im Gegensatz zu den anderen Schwindelform um ein psychisches Phänomen im Rahmen einer Angsterkrankung handelt. Der Betroffene spricht oft von Schwindel, meint jedoch eine diffuse Art von “Benommenheit“ oder berichtet über kurzzeitige Schwindelattacken in bestimmten Situationen wie zum Beispiel beim Überqueren leerer Plätze. Dieser Schwindel ist in der Regel mit Angst verbunden.

Ein neu und vor allem plötzlich auftretender Schwindel sollte ernst genommen werden, es könnte sich zum Beispiel auch um einen Schlaganfall handeln, und sollte umgehend neurologisch abgeklärt werden.


Weitere Informationen:

Das Deutsche Schwindelzentrum ist ein integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum für Schwindel, Gleichgewichts- und Augenbewegungsstörungen.
https://www.klinikum.uni-muenchen.de/Deutsches-Schwindelzentrum-IFB-LMU/de

Selbsthilfegruppe für Morbus Menière
http://www.kimm-ev.de